Glücksmoment
Vor Jahrzehnten wuchs Sanicula europaea an mehreren Stellen in der Gärtnerei, und ab und zu hatte ich sie auch ausgesät und kultiviert. Ein Verkaufsschlager war sie nie. Aber das ist ja auch kein Grund, eine Pflanze im Garten nicht mehr zu hegen und zu pflegen.
Seit einiger Zeit schien sie dann im Gewühle untergegangen zu sein, was mir erst auffiel, als kürzlich eine Kundin danach fragte. Sofort stellte sich ein Verlustgefühl ein, und die Frage, wie es passieren konnte, dass ich den Verlust bis dahin gar nicht bemerkt hatte.
Die Waldsanikel wächst in den Wäldern Eurasiens und Nordafrikas auf eher basischem Lehmboden. Sie wird auch die Kleine Heilerin genannt und galt lange als Allheilmittel. Bei der nordamerikanischen Art Sanicula marylandica wird das nach Petersilie riechende Rhizom gegen Schlangengift verwendet.
Vorige Woche dann habe ich unter der großen Schwarznuß, Juglans ailanthifolia, versucht, den sich maßlos verbreitenden Bärlauch, Allium ursinum, einzudämmen – und da stand sie und blühte vor sich hin: Sanicula europaea in ihrer ganzen Pracht.
Zugegeben, die Blätter erinnern an Ranunkeln, die Blüten sind so klein, dass man sie tatsächlich schon mal übersehen kann, und die Familienzugehörigkeit zu den Apiaceen nur mit der Lupe erkennt, aber die Wiedersehensfreude war riesig!
Aus der gleichen Familie blühen gerade Anthriscus sylvestris, der Wiesenkerbel, und Heracleum sphondylium, der Wiesen-Bärenklau.
Natürlich gibt es auch reichlich Stauden aus den anderen Familien!
Ich freue mich auf Ihren Besuch,
Gerhild Diamant